Grammatik multimodal erschließt neues Terrain und argumentiert für
die Erweiterung des Gegenstandsbereichs lautsprachlicher Grammatiken:
Das menschliche Sprechen besteht nicht nur aus Artikulationen des
Mundes, die primär mit dem Ohr wahrgenommen werden, sondern auch aus
sichtbaren Artikulationen anderer Körperteile, die auf das Auge
wirken. Eine besondere Stellung nehmen dabei die Bewegungen der Hände
ein: Die Gebärdensprachen der Gehörlosen zeigen, dass auch
Handbewegungen allein als Artikulationen voll ausgebildeter Sprachen
gelten können. Wenn es sich so verhält, dass Handbewegungen
grundsätzlich das Potential zur Ausbildung einer Grammatik haben, wie
steht es dann mit der Grammatikfähigkeit derjenigen Handbewegungen,
die das Sprechen der Hörenden begleiten? Ist eine Einzelsprache wie
das Deutsche partiell multimodal? Die Analysen zur Semantisierung und
Typisierung von Gesten als potentiellen syntaktischen Konstituenten,
die rekursive kontextfreie Phrasenstrukturgrammatik, die wir in
Anlehnung an die frühen Arbeiten Chomskys für die Darstellung der
Rekursivität und Selbsteinbettung bei Gestenphasen vorschlagen, sowie
die Beispielanalysen zur multimodalen Attribuierung in Nominalgruppen,
zeigen, dass eine multimodale Grammatik nicht nur im Ansatz möglich,
sondern auch notwendig ist, will man der Sprache allgemein und der
Sprache als einzelsprachlichem Medium der Verständigung gerecht
werden.
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Produktdetaljer
ISBN
9783110218893
Publisert
2015
Utgave
1. utgave
Utgiver
Vendor
De Gruyter
Språk
Product language
Tysk
Format
Product format
Digital bok
Forfatter