Von Natur aus ist der Mensch so frei wie wölfisch. Um sich selbst zu
bändigen, muß er folglich einen künstlichen Riesen schaffen, den
Staat, der als übergeordnete Instanz den permanenten Bürgerkrieg zu
unterdrücken und Frieden zu schaffen vermag. Diese Essenz von Thomas
Hobbes'"Leviathan" ist bis heute ebenso vehement verworfen wie
bekräftigt worden. In den letzten Jahrzehnten wurden vor allem die
historischen Bedingungen erschlossen, unter denen Hobbes sein
epochales Werk verfaßte; aber seine bestürzende Grundthese, daß es
des Schreckens bedarf, um inneren Frieden zu erzeugen, ist eine
Herausforderung für jedwede Staats- und Gesellschaftstheorie
geblieben. Zu den Mitteln, mit denen der Leviathan die Menschen vom
Unfrieden abhält, gehören Bilder, und aus diesem Grund steht dem
Leviathan ein Frontispiz voran. Obwohl seit Jahrhunderten selbst
entfernteste Aspekte von Hobbes' Werk ausgeleuchtet wurden, ist dieses
grundlegende Element seiner Lehre bislang nicht erörtert worden. Eine
systematische Untersuchung seiner Wertschätzung des Augensinnes fehlt
ebenso wie eine umfassende Analyse seiner Bildmittel. Horst Bredekamp
erschließt mit Abraham Bosse den Künstler des Frontispizes, stellt
sämtliche Varianten dieses Urbildes des modernen Staates zusammen und
versucht, die Vorgeschichte seiner politischen Ikonographie zu
klären. Im Zentrum stehen die königlichen Kunstleiber von
Westminster Abbey sowie optische Geräte, mit deren Hilfe Hobbes neben
dem Körper und dem Raum auch eine künstliche Zeit als Wirkmittel des
Leviathan zu etablieren suchte. Gegen Ende seiner prägnanten Analyse
erörtert der Autor die Wiederkehr der Hobbesschen Staatsikone im
neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert sowie die Zukunft des Staates
als Bild.
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Das Urbild des modernen Staates und seine Gegenbilder. 1651-2001
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ISBN
9783050094519
Publisert
2015
Utgave
4. utgave
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De Gruyter Akademie Forschung
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Tysk
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Digital bok
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